Hallo. Schön, Dich zu sehen!

Best Practice: Inklusives Zeltlager

Unserer Reihe "Best-Practice-Beispiele: So geht Inklusion in Unterfranken" ist euer Einblick in inklusive Projekte und Strukturen in der Jugendarbeit. Verschiedene Verbände oder Kreis- und Stadtjugendringe teilen hier ihre Erfahrungen mit euch und zeigen, wie unverkrampft und bereichernd die Jugendarbeit mit allen sein kann. Dabei geht es um ganz praktische Fragen wie: Wie bekommen Kinder und Jugendliche mit Behinderung mein Angebot mit und welcher Betreuungsaufwand kommt wirklich auf mich zu?

Viel Spaß beim Lesen!

Hier findest du noch mehr Projekte >

Nächster Termin: 05. bis 14.08.2024

Veranstalter: KJR Haßberge und Lebenshilfe Haßberge e.V.

Hallo Eva,
vielen Dank, dass du dieses Projekt mit uns teilst!

Bitte beschreibe das Projekt kurz

Im Rahmen des „Inklusiven Zeltlagers“ verbringen rund 45 Teilnehmer:innen in sechs Zeltgruppen zehn Tage mit einem abwechslungsreichen Programm zu einem jährlich wechselnden Motto („Steinzeit“, „Elemente“, „Auf der Suche nach dem Piratenschatz“, „Aufbruch ins All“, „Detektive“, „Was zur Hölle? Spinnt Frau Holle?“, „In 8 Tagen um die Welt“,…). Die Teilnehmer:innen sind zwischen zehn und 14 bzw. 18 Jahre alt. Das ca. 20-köpfige Zeltlager-Team ist insgesamt 13 Tage auf dem Zeltplatz vor Ort. Es baut zwei Tage vor Beginn alles auf und am Tag nach der Abreise der Teilnehmer:innen wieder ab. Im Juni/Juli trifft sich das Team zu einem gemeinsamen Vorbereitungswochenende. Ein Nachtreffen von Team und Teilnehmer:innen, zu dem auch Eltern und Geschwister der Teilnehmer:innen herzlich eingeladen sind, findet meist im Herbst statt.

Die Grundidee des „Inklusiven Zeltlagers“ ist Barrieren, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen, Begegnungen zu ermöglichen, Miteinander vorzuleben, Inklusion zu leben – und natürlich schöne gemeinsame Erlebnisse, neue Freundschaften und unvergessliche zehn Tage für alle Kinder und Jugendlichen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen

Gibt es ein bestimmtes Prozedere für Kinder mit Behinderung, wenn sie bei euch mitmachen?

Bei der Anmeldung fragen wir grundsätzlich in einem Gesundheitsfragebogen ab, ob es Allergien oder anderen Auffälligkeiten gibt. Bei Kindern mit Behinderung findet im Vorfeld des Zeltlagers immer ein persönliches Gespräch bzw. Telefonat mit den Eltern und Kindern statt, um das Kind und die jeweiligen Besonderheiten oder Bedürfnisse besser kennenzulernen.

Wie wird das Projekt von Kindern und Jugendlichen angenommen?

Das Zeltlager ist meistens ausgebucht. Für Kinder ohne Behinderung gibt es jedes Jahr eine Warteliste. Es nehmen jährlich unterschiedlich viele Kinder mit Behinderung teil, manchmal sind es nur 6, manchmal 10. Am liebsten hätten wir im Sinne der Inklusion immer die volle Ausschöpfung. Das wären dann 15 Kinder mit Behinderung und 30 Kinder ohne Behinderung.

Gibt es Besonderheiten bei der inklusiven Umsetzung?

Durch die Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe gibt es gute Kontakte zu Kindern mit Behinderung und ihren Familien. Trotzdem fällt es uns manchmal schwer, Kinder mit Behinderung zu erreichen und neue Kontakte herzustellen. Am besten funktioniert eigentlich die Mundpropaganda, wenn Eltern oder Kinder im Freundeskreis begeistert vom Zeltlager erzählen. Eltern von Kindern mit Behinderung sind häufig etwas zögerlich und unsicher, ob ihr Kind bei einem Zeltlager gut aufgehoben ist oder was sie da genau erwartet. Hier ist der persönliche Kontakt wieder ausgesprochen wichtig.

Und wie reagieren dann die Eltern, deren Kinder bei euch waren und eine Behinderung haben?

In den meisten Fällen sehr positiv, dankbar und anerkennend. Von lieben Dankesschreiben, über Erzählungen zu den begeisterten Berichten ihrer Kinder vom Erlebten, bis hin zur sofortigen Anmeldung für das Zeltlager im nächsten Jahr, war schon alles dabei.

Schult ihr die Ehrenamtlichen extra für das inklusive Zeltlager?

Unser Team aus Ehrenamtlichen ist super aufgestellt, sehr motiviert und für alles gewappnet. Bei unserem Vorbereitungswochenende besprechen wir alles, was wir durch den Anmeldebogen und die persönlichen Gespräche über die Gesundheit der Kinder wissen und welche individuellen Bedürfnisse sie haben. Damit können sich die Ehrenamtlichen sehr individuell auf die Kinder vorbereiten. Das im Vorfeld stattfindende persönliche Gespräch mit den Eltern und den Kindern mit Behinderung macht aus verschiedenen Gründen Sinn –es kann vorab alles Wichtige geklärt werden, die zuständige Person lernt schon mal die Eltern bzw. Familien kennen und diese wissen, wer ihre direkte Ansprechperson vor Ort ist.

Worauf bist du bei dem Projekt besonders stolz?

Das „Inklusive Zeltlager“ ist in vielfältiger Weise bunt und besonders. Die Teilnehmer:innen haben individuelle Stärken und Schwächen, Wünsche und Bedürfnisse. Aber auch das Team besteht aus Menschen mit und ohne Behinderung, so dass der inklusive Gedanke und das Miteinander bereits hier gelebt und den Teilnehmenden vorgelebt wird. Ein jährlich weit im Voraus ausgebuchtes Zeltlager, lange Wartelisten, wiederholte Teilnahmen von Kindern und Jugendlichen, Freude und Selbstverständlichkeit im Umgang mit Inklusion, Nachfragen zum Zeltlager aus ganz Deutschland und ein Team, das zum Teil selbst seit Kinderzeit mit unermüdlichem Engagement und ganz viel Herzblut dabei ist – machen das „Inklusive Zeltlager“ seit über 30 Jahren zu einer außergewöhnlichen Veranstaltung.

Die Begeisterung des gesamten Zeltlager-Teams für die gemeinsame Sache finde ich wirklich sehr besonders. Zudem finde ich es immer wieder schön, von „Ehemaligen“ zu hören, die bis heute von ihrer Zeit als Teammitglied oder Teilnehmer:in bei dem Traditionszeltlager schwärmen und drauf hin fiebern, dass ihre eigenen Kindern in das entsprechende Alter kommen.

 

Vielen Dank, dass du euer Projekt mit uns geteilt hast! ❤

Weiterführende Infos und Anmeldung unter: https://www.kjr-has.de/veranstaltungen