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Rassismus

Rassismus ist ein Gift, das tief in unseren Alltag und auch in unsere Jugendarbeit hineinwirkt. Der Begriff taucht in den letzten Jahren immer häufiger auf und es wird immer mehr darüber diskutiert. Das ist gut so! Allerdings kursieren auch viele Fehlinformationen und Missverständnisse. Dieses Jam möchte dazu beitragen, Rassismus und seine Erscheinungsformen besser zu verstehen.

Was ist Rassismus?

Rassismus ist eine sehr komplexe Macht- und Diskriminierungsform. Grundidee des Rassismus: Menschengruppen haben verschiedene Wertigkeiten aufgrund ihrer Herkunft bzw. äußeren Erscheinung. Der klassischer Rassismus hat biologische Unterschiede unterstellt und „Menschenrassen“ definiert und hierarchisiert.

Kultureller Rassismus

Die biologische Begründung ist durch die Gentechnik lange wiederlegt und wird tatsächlich in der Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht mehr angenommen. Selbst rechte Bewegungen und Parteien, wie z.B. die NPD, haben diesen klassischen Rassismus jetzt durch eine subtilere, und damit aber auch sehr gefährliche neue Form ersetzt, den sogenannten kulturellen Rassismus.

Bei dem kulturellen Rassismus, ist an die Stelle von „Rasse“ das Wort „Kultur“ getreten. Es wird von bestimmten Gruppen ausgegangen z.B. „Araber“, „Sinti und Roma“, „Geflüchtete“, die als einheitlich (homogen) vorgestellt werden und von denen behautet wird, dass sie andere Kulturen haben, die geringwertiger und mit der „deutschen“ Kultur unvereinbar sind. Damit, so die Argumentation weiter, dürfen diese Gruppen weniger Rechte beanspruchen, bzw. müssen von der Mehrheitsgesellschaft getrennt, bzw. abgeschoben werden.

Rassismus spukt nicht nur in rechten Köpfen …

Mark Terkessidis bemerkte einmal : “Jeder der in Deutschland aufwächst, hat rassistisches Wissen … “

Rassismus ist eine komplexe Einstellung und Machtstruktur, die im Kolonialismus entstanden ist und auch heute noch über Medien, Erziehung, Bildungseinrichtungen usw. bewusst oder unbewusst weitergegeben wird.

Viele sind sich dessen aber nicht bewusst … die „Weißen“ (alle die das Privileg haben nicht von Rassismus betroffen zu sein) leben, so die Autorin Tupoka Ogette, in ihrem Buch “exit RACISM” in einem „Happyland“ …

Happyland ist eine Welt, in der Rassismus das Vergehen der Anderen ist. Im Happyland wissen alle Bewohner*innen, dass Rassismus etwas Grundschlechtes ist. Rassismus ist NPD, Baseballschläger, Glatzen und inzwischen auch die AFD. […]

Hinzu kommt, dass man in Happyland davon ausgeht, dass Rassismus etwas mit Vorsatz zu tun hat. Damit man etwas rassistisch nennen kann, muss es mit Absicht gesagt oder getan worden sein. Eine Wirkung, die der Verursachende desselben nicht beabsichtigt hat, liegt entsprechend nur im Auge des Betrachters und der Verursachende trägt keinerlei Verantwortung dafür.“


Weiterführende Texte

Materialien

Formen des Rassismus

Rassismus richtet sich gegen BIPOC’s, dass heißt  Schwarze Menschen, Indigene und „People of Color“.

Allerdings betrifft Rassismus darüber hinaus noch weitere Menschen. Im Folgenden haben wir Euch weitere Formen von Rassimus zusammengestellt, die oft weniger bekannt sind und daher leider auch weniger beachtet werden.

Antimuslimischer Rassismus

Antimuslimischer Rassismus / Islamfeindlichkeit benennt ablehnende Einstellungen gegenüber Muslimen, ihrer Kultur und ihren öffentlich-politischen wie religiösen Aktivitäten.

Derzeit vermischen sich in islamfeindlichen Einstellungen religiöse, kulturalistische und rassistische Argumentationsmuster. Muslime werden dabei als einheitliche Gruppe vorgestellt und abgewertet.

Der Antimuslimische Rassismus hat eine Jahrhunderte alte Geschichte. Wie der Rassismus ist auch diese Diskriminierungsform im wesentlichen durch den Kolonialismus und dem daraus entstandenen Orientalismus geprägt worden. Allerdings sind hier auch antimuslimische Stereotype die im 12. und 14.Jahrhundert in Europa mit den christlichen Kreuzzügen entstanden eingeflossen.

Rassismus gegen Sinti und Roma / Gadjé-Rassismus

Gadjé-Rassismus / Rassismus gegen Sinti und Roma / Antiziganismus meint die Abwertung von Roma und Sinti und damit feindselige Einstellungen gegenüber Menschen, denen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den Roma und Sinti negative Eigenschaften zugeschrieben werden.

Antislawischer Rassismus / antiosteuropäische Rassismus

Antiosteuropäischer Rassismus ist ein Bündel abwertender Zuschreibungen zum geografischen Raum Mittel- und Osteuropa, dem Balkan und seinen Bewohner:innen. Diese Diskriminierungsform kann sich also pauschal gegen die Bevölkerung von Ländern wie Polen, Tschechien, Russland, Ukraine, Serbien, Bulgarien usw. richten oder gegen Menschen, denen die nationale oder ethnische Zugehörigkeit zu einem dieser Länder zugeschrieben wird.

Schon in der Aufklärung galt „Osteuropa“ im westlichen Denken als eine rückständige Zwischenwelt zwischen dem Westen und dem „Orient“. Im pseudo-wissenschaftlichen rassistischen Diskurs, der sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte, wurden speziell die „Slawen“ als eine eigene „Rasse“ konstruiert, deren „Weißsein“ zwar nicht in Frage stand, die aber dennoch als minderwertig konstruiert wurden.

Der Rassismus gegen Menschen aus Osteuropa wird daher auch häufig als „antislawischer“ Rassismus oder „Antislawismus“ bezeichnet. (Siehe Artikel: Geschichte und Gegenwart des antiosteuropäischen Rassismus und Antislawismus von Hans-Christian Petersen und Jannis Panagiotidis)


Texte & Materialien

Antiasiatischer Rassismus

Antiasiatischer Rassismus ist die Abwertung von Menschen mit asiatischen Migrationsbiografien und von asiatisch-gelesenen Menschen. Knapp eine Million asiatische Deutsche und Asiat:innen leben in Deutschland und sind potenziell von antiasiatischem Rassismus betroffen.

Im Zuge der Corona-Pandemie flammten altbekannte Feindbilder über Asiat:innen oder Menschen, die für Asiat:innen gehalten werden, auf. Diese Feindbilder blicken auch im deutschsprachigen Raum auf eine lange Tradition des antiasiatischen Rassismus zurück.

Basierend auf tatsächlichen und imaginierten Besuchen Asiens, haben seit dem 13. Jahrhundert Europäer:innen Vorstellungen konstruiert und verbreitet, die bis heute wirkmächtig sind. In ihnen erscheinen Asiat:innen als „anders“, „exotisch“ und „gefährlich“.


Texte

Rassismus gegen Juden / Antisemitismus

Antisemitismus bezeichnet Judenfeindlichkeit, die Diskriminierung bzw. Abwertung von jüdischen Menschen. Diese wird mit angeblich unveränderbaren Eigenschaften von Jüd:innen begründet. Dabei wirken manche Vorurteile gegen Jüd:innen seit der Antike bis heute in den Antisemitismus hinein.

Statt der klassischen Formen des Antisemitismus äußern Menschen ihren Antisemitismus heute oft über neue Wege, vielfach in Form von antisemitischen Aussagen mit Israelbezug, den sogenannten „israelbezogenen Antisemitismus“.

Eine weitere Form des modernen Antisemitismus ist der „Sekundäre bzw. geschichtsbezogene Antisemitismus“. Dieser wirft Juden den Versuch einer Vorteilsnahme durch den Holocaust vor.


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